Bürger sollten frei und mündig sein. Sie sollten unabhängig vom Staat ihre Entscheidungen treffen können. Eigene Werte, eigene Traditionen und die Erziehung der Kinder, dies sind nur einige Punkte, bei denen der Staat sich möglichst aus dem Leben der Bürger herauszuhalten hat.
Die Mehrheit der Familien in Deutschland ist sicherer Hafen und Ankerplatz für Kinder. Jedoch gibt es aber auch Realitäten, vor denen wir uns nicht verschließen können.
Eine der harten Realitäten heißt Gewalt an Kindern. Leider sind die Zahlen von Missbrauchsfällen an Kindern erschreckend hoch und steigen jedes Jahr. In Berlin waren 2018 mehr als 8200 Kinder betroffen.
Zu den Fällen von körperlicher Gewalt, sexuellem Missbrauch und Vernachlässigung kommen seit einiger Zeit auch Fälle von Genitalverstümmelung an kleinen Mädchen dazu.
Allein in Berlin sind knapp 4.000 Frauen von Beschneidung betroffen und fast 700 Mädchen gefährdet, beschnitten zu werden.
Die Dunkelziffer dürfte noch weit höher liegen – denn alle Zahlen sind lediglich Schätzungen, zusammengetragen von Hilfsvereinen und Verbänden.
Der Senat will dieses Problem seit Jahren angehen, weiß offenbar aber nicht, wo er anfangen soll.Zugegeben, gerade die Verhinderung von Genitalverstümmelung ist nicht ganz einfach, da sie meistens unter Geheimhaltung in den Familien stattfindet. Das erschwert eine Erkennung und die Information der Fachkräfte im Jugendamt sehr, heißt es auch in einer Antwort der Senatsgesundheitsverwaltung auf eine schriftliche Anfrage der AfD-Fraktion im Abgeordnetenhaus.
Missbrauch an Kindern ist immer schwer zu erkennen, egal in welcher Form er stattfindet. Ein erster Schritt wäre die Einführung der verpflichtenden sogenannten U-Untersuchungen.
Die sogenannten U-Untersuchungen sind Vorsorgeuntersuchungen für Kinder, die der Früherkennung und damit Prävention von Krankheiten und Entwicklungsstörungen beim Kind dienen. Bei diesen standardisierten, regelmäßigen Untersuchungen beim Kinderarzt werden vor allem die geistige und motorische Entwicklung des Kindes getestet. Hier könnteein erster Ansatz sein,auchkörperliche Misshandlungen zu erkennen.
Die Vorsorgeuntersuchungen für Kinder sind in Berlin derzeit noch nicht gesetzlich verpflichtend. Das soll sich ändern.Die AfD-Fraktionwird einen Antrag mit der Forderung einbringen, die Vorsorgeuntersuchungen für Kinder verpflichtend einzuführen.
Diese Forderung soll nicht als Generalverdacht an alle Eltern gedeutet werden. Jedoch ist es unsere Überzeugung, wer das Wohl seines eigenen Kindes im Auge hat, will auch andere Kinder schützen.
Wir sind uns im Klaren darüber, dass dies nur ein erster kleiner Schritt sein kann, die erschreckend hohen Kindesmissbrauchszahlen in dieser Stadt zu bekämpfen. Aber es ist ein Anfang.
Lippenbekenntnisse allein werden nicht reichen. In den Bundesländern Bayern, Hessen und Baden-Württemberg sind die Untersuchungen U1 bis U9 bereits verpflichtend.
Ja, wir sind für die Freiheit der Bürger und dafür, dassFamilien selbstständige Entscheidungen treffen. Aber hier,wo es um den Schutz von Kindern geht, reicht es eben nicht nur alleine an die Vernunft der Menschen zu appellieren. Unsere Kinder sind unsere Zukunftund es ist unsere Pflicht dafür zu sorgen, dass sie liebevoll, unbeschwert, gewaltfrei und unversehrt aufwachsen können.